Oberstaufen
Geschichte
über das Gebiet Oberstaufen
Wahrscheinlich hat man schon oft Kohlebrocken gezielt oder zufällig in dieser Gegend gefunden, aber 1912 wurde das Kohlevorkommen erstmalig bergmännisch erfaßt und die Bergrechte wurden Josef Karg am 07.08.1912 erteilt. Er war aber scheinbar nicht in der Lage, einen Bergbaubetrieb einzurichten, deshalb verkaufte er die Bergrechte an Johann Wirthensohn am 07.02.1913 um 5000 Mark. Noch im selben Jahr wurde dann am 30.Oktober die Gewerkschaft Staufen I gegründet, Repräsentant waren der Münchner Rechtsanwalt Dr. Ludwig Kahn, die kaufmännische Betriebsführung hatte Martin Krimmnitz, ein Honigkuchenfabrikant aus Magdeburg, die Betriebsleitung hatte Johann Wirthensohn aus Geratsried, das Bergwerk erhielt den Namen „Kargzeche“. Die weiteren Ereignisse waren:
März 1913
Beginn der Arbeiten mit dem Anlegen eines Versuchsstollens und der Beschaffung von Bergbaugeräten und Material.
13.03.1913
Genehmigung zum Betrieb des Kohlebergwerkes durch die Kgl. Berginspektion München.
April 1913
Anfahren des ersten Kohleflözes mit 2 Beschäftigten.
27.05.1913
Einstellung eines 3. Bergmannes.
17.06.1913
Genehmigung zum Bau eines Sprengmittelmagazines.
Ende Juli 1913
Nur noch der Betriebsleiter Wirthensohn tätig.
27.10.1913
Wiederaufnahme der Arbeiten mit der Einstellung von 3 Arbeitskräften.
Nov/Dez 1913
Weitere 6 Arbeiter werden eingestellt.
August 1914
Einstellung des Bergwerkes wegen Beginn des 1.Weltkrieges und Einberufung des kaufmännischen Geschäftsführers und Geldgebers Krimmnitz zum Militär am ersten Tag der Mobilmachung.
Zwischen August 1914 und Januar 1918 ruht der Bergwerksbetrieb wegen des 1. Weltkrieges. Der bisherige Betriebsleiter Johann Wirthensohn ist in dieser Zeit bei der Deutschen Graphitgrube in Untergriesbach bei Passau beschäftigt. Der größte Teil der Belegschaft der Kargzeche ist im Kriegsdienst.
17.01.1918
Erteilung der Betriebserlaubnis durch das Bergamt München für die „Gewerkschaft Staufen I“ zur Wiederaufnahme der Arbeiten. Johann Wirthensohn wird wieder alsBetriebsleiter der Kargzeche eingestellt.
18.03.1918
Der Beginn der Arbeiten wird beim Bergamt angemeldet.
März 1918
Verfahrene Arbeitsschichten: 40; Beschäftigt: 3 Mann
Geförderte Kohle: 11 Hunte a 6 Zentner, gesamt 66 Zentner
Sonstige Arbeiten: Handhaspel zur Kohleförderung und Wasserpumpe eingebaut.
April 1918
Verfahrene Arbeitsschichten: 159,5; Beschäftigt: 9 Mann
Geförderte Kohle: 48 Hunte, gesamt 288 Zentner, abgegebene Kohle: 46 Zentner.
Sonstige Arbeiten: Schachtabteufung 9,0m und 9 Längen Schienen gelegt.
Streckenauffahrung Str. 1 West 2,0m, gesamt 4,0m, Wassergraben gereinigt und tiefer gelegt.
Mai 1918
Verfahrene Arbeitsschichten: 178,5; Beschäftigt: 8 Mann
Geförderte Kohle: 44 Hunte, gesamt 264 Zentner, abgegebene Kohle: 10 Zentner, 8 Ztr. Elektrizitätswerk Oberstaufen, 2 Ztr. Städele, Wiederhofen.
Sonstige Arbeiten: Schachtabteufung 15,0m.
Juni 1918
Verfahrene Arbeitsschichten 195; Beschäftigt: 8 Mann
Geförderte Kohle: 23 Hunte, gesamt 118 Zentner, abgegebene Kohle: 50 Zentner, an Aichele in Missen und an Kirchmann in Oberstaufen.
Sonstige Arbeiten: Streckenauffahrung 9m, gesamt nun 33m
August 1918
Verfahrene Arbeitsschichten: 129; Beschäftigt: 7 Mann
Geförderte Kohle: 12 Hunte, gesamt 72 Zentner, abgegebene Kohle: 54 Zentner.
Sonstige Arbeiten: Streckenauffahrung 8,2m, gesamt nun 20,2m
Kohlenstadel aufgebaut und Motor mit Pumpe eingebaut.
September 1918
Verfahrene Arbeitsschichten: 162,5; Beschäftigt 8 Mann
Geförderte Kohle: 9 Hunte, gesamt 54 Zentner
Sonstige Arbeiten: Streckenauffahrung Str.2 West 2,0m, Motorraum gebaut und Motor eingebaut, Auspuffleitung übertage geführt, Verschläge und Wettertüren angefertigt, am Kohlenstadel weitergebaut.
Oktober 1918
Verfahrene Arbeitsschichten: 163; Beschäftigt: 8 Mann
Geförderte Kohle: 33 Hunte, gesamt 198 Zentner, abgegebene Kohle: 175 Zentner.
Sonstige Arbeiten: Streckenführung Str.2 West 16,0m, gesamt 18,0m.
November 1918
Die Bayer. Berginspektion stellt wegen schwerer Sicherheitsmängel die Arbeiten in der Grube mit sofortiger Wirkung ein.
11.11.1918
Kriegsende, der Schacht steht wegen Defekt der Motorpumpe mehrere Wochen unter Wasser.
Januar 1919
Vom Schlosser Stöckeler, Wilhams, wird ein neuer Motor angemietet. Es könnten große Mengen an Kohle abgegeben werden, da großer Mangel nach Kriegsende herrscht. Der Bedarf kann jedoch nicht gedeckt werden, weil keine Kohle gefördert wird, lediglich Kohlengries ist in Restmengen vorhanden.
Februar 1919
Die gesamte, geförderte Kohle soll laut Anordnung der Verteilungsstelle an das Gaswerk Kempten geliefert werden.
April 1919
Trotz aller Bemühungen kommt die Kohleförderung nicht mehr in Gang. Wegen Unwirtschaftlichkeit wird der Betrieb eingestellt, das gesamte Personal von 14 Mann verläßt die Grube.
15.04.1919
Offizielle Beendigung der Gewerkschaft Staufen I
1947
Westlich vom alten Abbau wird die „Pechglanzkohlegrube Geratsried II“ mit dem „Franz-Josef-Stollen“ neu aufgefahren.
03.06.1949
Der Münchner Obersteiger F. Riedel erstellt nochmals einen Plan über das gesamte Grubenfeld. Der Bergbau wird wegen Unwirtschaftlichkeit endgültig eingestellt.
Quelle: Hans Wirthensohn und der Historische Verein Stiefenhofen.
Geologie
über das Gebiet Oberstaufen
Das Gebiet beim Rotheidebach wurde vor etwa 20 bis 25 Millionen Jahren, auch Tertiär genannt, von mächtigen, aus den Alpen strömenden Flüssen überflutet, die viel Geröll und Schwemmaterial mit sich brachten und dies in der Ebene des Voralpenlandes ablagerten.
Diese Ablagerungen bezeichnet man als „Untere Süßwassermolasse“, also ein weiches, zermahlenes Tertiärgestein.
Die Ablagerungen sind aus verschiedenen Schichten zusammengesetzt:
1) Sandstein in grauen, gelben oder grünlichen Farbschattierungen, die durch das aus dem Grundwasser
ausgespülte Mineral Calcit verfestigt wurden.
2) Aus betonähnlich aussehenden Mischungen von runden Kieselsteinen, die ebenfalls durch Calcit
verklebt sind und im Volksmund „Nagelfluh“ genannt werden.
3) Aus grauen, gelblichen, roten, schwärzlichen oder bunt gefleckten Mergelschichten, die aus Ton
und unterschiedlichen Mengen von feinem Sand zu einem festen Stein geworden sind.
Dort wo Mergelsteine im Untergrund anstehen, sind die Wiesen immer feucht und moorig, Hänge rutschen, eine landwirtschaftliche Nutzung kommt meist nur auf drainierten Flächen in Frage. Die Schichten der unteren Süßwassermolasse können mehrere hundert Meter mächtig sein.
Die Kohle entstand durch die Ablagerungen von angeschwemmten Hölzern, die meist als Treibholz hier in Altgewässern des Gebietes am Rotheidebach abgeladen wurden. Aus der ehemaligen Holzsubstanz Lignin hat sich im Laufe von vielen Millionen Jahren durch erhöhte Drucke und Temperaturen Holz in Kohle umgewandelt. Hier entstand ein Kohleflöz von 10 bis 50cm Mächtigkeit. Es handelt sich um schwarze oder braune Lagen bituminöser, unreiner Kohlen, in die die glänzend schwarze Lagen Glanzbraunkohle, auch Pechkohle genannt, eingelagert war. Im Jahr 1944 wurde vom Reichsamt für Bodenforschung eine Probe der Glanzbraunkohle vom Rotheidebach erstellt, die folgende Zusammensetzung ergab:
71,8 % Kohlenstoff
04,9 % Wasserstoff
19,6 % Sauerstoff
01,4 % Stickstoff
02,3 % Schwefel
Von Nachteil für die Kohle vom Rotheidebach war, daß sie leicht auseinanderbrach und blättrig zerfiel und nur das sogenannte Gries übrigblieb. Besonders der Transport über die holprigen Wege von der Grube mit ungefederten Leiterwagen machte oft die Arbeit mehrerer Tage zunichte, wenn beim Kunden statt der Stückkohle nur Kohlengries ankam.
Quelle: Historischer Verein Stiefenhofen
Bilder
Zeche Staufen 1
Zeche Staufen 1 heute
Grubenlampe