Nesselwang

Geschichte

über das Gebiet Nesselwang

Bei der Kohlenknappheit 1919 sicherte sich der Besitzer der Bärenbrauerei Johann Röck das Vorkaufsrecht von Grundstücken über einer, an der Wertach gelegenen Kohlenschürfstelle, die bereits zwischen 1860 und 1870 vom Obermüller erschlossen worden war. Johann Röck wurde von Frau Schweiger aus Schneidbach aufmerksam gemacht, daß der frühere Obermüller in der Nähe eines ihrer Grundstücke früher nach Kohlen geschürft habe und erhielt von ihr einen Plan über die Kohlenvorkommen und den früheren Stollen links der Wertach. Das Grundstück befand sich westlich der Wertach in der Nähe der Fischersäge ca. 800 bis 1000m nördlich der Brücke Maria Rain und wurde von Josef Geisenhof in Buchen mit der Genehmigung zum Schürfen um 1000 Mark abgetreten. Das Recht dazu mußte vom bayer. Staat gegen jährlich 200 Mark abgepachtet werden, da das aufzuschließende Gebiet innerhalb des Peißenberger Distriktfeldes gelegen ist.

Die Gewinnung der Kohlen durfte jedoch nur über der Talsohle bis zum „Ausgehenden“ stattfinden.

Zunächst wurde im Oktober 1919 der Zufahrtsweg durch Sprengungen am „Kleinen Schrofen“ verbessert und in der Nähe der Fischersäge die Wertach überbrückt. Die Kosten von 10.000 Mark trugen Johann Röck und Josef Fischer zu gleichen Teilen.

Der nachgebende Berg und einige Erdrutsche an zum Teil zusammengestürzten alten Stollen erschwerten die Arbeit. Nach etwa 18m Stollenlänge verlegte man den Betrieb auf die entgegengesetzte, noch nicht abgebaute, rechte Uferseite und füllte den alten Stollen ein.

Ab 1.September 1920 beteiligte sich die Allgäuer Brauhaus AG halb und halb mit Kosten und Nutzen, die Geschäftsführung behielt Johann Röck. Diese Grundstrecke am rechten Ufer wurde einige hundert Meter vorangetrieben, bei 175m ein Luftschacht von etwa 60m angesetzt und bei 205m ein 26m langer Querschlag angelegt, wobei man nur auf ein schwaches Flöz mit 10cm stieß. Im Hauptstollen wechselte die Mächtigkeit des Flözes stark mit verschiedenen Gesteinsverwerfungen, was sich auf den Abbau ungünstig auswirkte.

Die Belegschaft betrug 4 bis 10 Mann, durchschnittlich 6 bis 7 Mann.

Die Förderung betrug 1919: 10 Tonnen, 1920: 400 Tonnen, 1921 und 1923: 80 Tonnen, 1922: 250 Tonnen,

Gesamtförderung mit 820 Tonnen.

Als Arbeiter werden genannt: Franz Guggemos, Adalbert Singer, Josef Weber, Georg Fritz, Franz Schwab,

Josef Settele, August Regner, Heinrich Kainz, Johann Keller, Friedrich Böck, Martin Rehle und August Böck.

Der Vorarbeiter Amering war vom Bergbau Imberg bei Sonthofen, er kam alle 14 Tage regelmäßig oder wenn er gerade benötigt wurde.

Da sich nach dem Aufhören der Kohlenknappheit das Unternehmen als nicht mehr rentabel erwies, wurde die Förderung Ende 1923 eingestellt und die Aufräumarbeiten am 29. März 1924 beendet.

Heute erinnert eine Rekonstruktion des Stollenmundloches am alten Stollen an den früheren Bergbau.

Liebevoll wurde ein Türstockverbau an historischem Ort erstellt, im Stollen steht der Nachbau einer alten Kohlelohre und am Stollenende hängt ein Kübel, in den das Originalgrubenwasser hineinplätschert.

Zu erreichen über Nesselwang, am Friedhof parken und dann in Richtung Wertach laufen, bis die Fischerbrücke über die Wertach führt und dann der Beschilderung folgen.

Quelle: Chronik aus Nesselwang

Geologie

über das Gebiet Nesselwang

Geologie zum Revier NESSELWANG

Vorkommen von Pechkohle in der Allgäuer Molasse

Im Allgäu, wie auch im gesamten übrigen nördlichen Alpenraum, liegt als tiefste geologische Baueinheit die MOLASSE. Sie wird vom Abtragungsschutt der Alpen aufgebaut.

Die Entwicklung des Molassebeckens – des Ablagerungsraumes der Molasse – begann vor etwa 37 Mio. Jahren, im frühen Unteroligozän, als durch gewaltige Faltungsvorgänge während  der Kreide- und früher Tertiärzeit die Baueinheiten der Allgäuer Alpen („Helvetikum“, Flysch-Zone“ und Kalkalpine Zone“) langsam von Süden nach Norden übereinandergeschoben wurden.

Nördlich der Faltungsfront entwickelte sich durch verstärkte Absenkungsvorgänge die Molassevortiefe. Diese Becken, ein „orogenes Vorlandbecken“, nahm den Abtragungsschutt des im Süden sich entwickelnden Deckengebirges auf. Die Schüttungen in das Vorlandbecken lassen sich in vier große Einheiten unterscheiden:

Die Bildung größerer Kohlevorkommen war dabei aufgrund der klimatischen Bedingungen an den Ablagerungszeitraum der Unteren Süßwassermolasse gebunden. Ihre Entwicklung begann am Ende der Unteren Meeresmolasse, als das Becken verlandete und aus dem aufsteigenden Gebirge im Süden Flüsse große Schuttmassen nach Norden transportierten. In Gebirgsnähe wurden infolge der hohen Strömungskräfte der Fließgewässer grobe Stein- und Kiesschüttungen abgelagert. Sie verfestigten sich in der Folgezeit zu groben Nagelfluhen der Weißsach- und Steigbachschichten. Mit weiterer Entfernung vom Gebirge nach Norden konnten die Flüsse nur noch feinkörnige Schuttanteile wie Sand, Silt (=Schluff) und Ton transportieren. Sie bilden heute mehrere tausend Meter mächtige Abfolgen von Sandsteinpaketen mit Mergelzwischenlagen (z. B. „Granitische Molasse“).

Zahlreiche tierische und pflanzliche Fossilien in den feinkörnigen Schichten lassen auf warmfeuchte Bildungs- und Lebensbedingungen während der USM schließen. Die Klimabedingungen förderten die Bildung von Sumpfwäldern unterschiedlichster Ausdehnung. Wurden diese Wälder nach ihrem Absterben rasch mit Schlamm überdeckt, konnten unter weiteren günstigen Bildungsbedingungen Inkohlungsprozesse einsetzen, die zur Bildung von Pechkohle führten.

Von den so entstandenen Kohlevorkommen waren die Flöße von Peißenberg und Penzberg am größten; sie wurden bis in die 70er Jahre abgebaut. Etwa gleich alt jedoch wesentlich kleiner und ohne wirtschaftliche Bedeutung war das Pechkohlevorkommen bei Maria Rain in der Nähe von Nesselwang In zahlreichen Aufschlüssen der USM finden sich Pechkohlestücke. Es handelt sich dabei oftmals nur um einzelne inkohlte Holzstücke.

Die Untere Süßwassermolasse mit ihren fluviatilen Ablagerungsbedingungen endete mit einem erneuten Vorstoß des Meeres in das sich jetzt rasch absenkende Molassebecken. Es folgt die Zeitstufe der Oberen Meeresmolasse.

Quelle: Dr. Reinhard Schafft, Kempten

Bilder

Kohlezeche

Stollenmundloch Kohlezeche

Stollenmundloch Kohlezeche heute